Schienenverkehr: Im „Zielnetz 2040“ greift VRR viele CDU-Vorschläge auf

25.05.2023

Dürfen sich Bahnkunden im Kreis Wesel auf goldene Zeiten freuen? Das „Zielnetz 2040“ des Verkehrsverbundes Ruhr (VRR) sieht jedenfalls vor allem im linksrheinischen Teil des Kreises einen Quantensprung im Angebot des Personennahverkehrs auf der Schiene vor. Der „Ausschuss für Mobilität und Verkehr“ des Kreises Wesel hörte jetzt von VRR-Vertretern Details zu den Plänen die – so CDU-Fraktionssprecher Frank Berger – manche vielleicht eher als Vision charakterisieren mögen. Aber, so Berger, der auch Mitglied im VRR-Verwaltungsrat ist: „Nur wenn man weiß, wohin man will, kann man sich auf den Weg zu diesem Ziel machen“. Zu mehr Fahrten, zu neuen Linien, zu ganz neuen Strecken.

Vieles von dem, was der Verkehrsverbund jetzt detailliert ausgearbeitet hat, hatte die CDU-Fraktion im Kreis Wesel in den vergangenen Jahren bereits vorangetrieben oder sogar selbst auf die Tagesordnung geholt. Beispielsweise 2018, als über den VRR erfolgreich der Lokführermangel auf der RB 31 (Xanten-Moers-Duisburg), der Lebensader des Nahverkehrs im linksrheinischen Kreis-Teil, behoben wurde; beispielsweise mit dem Plädoyer für eine Verlängerung einer reaktivierten Walsumbahn als Gewinn für Voerde und die ganze Region; oder Anfang 2021 mit Vorschlägen für neue Linien von Moers parallel zur A42 über den Rhein bis Oberhausen, von Moers bis Krefeld, alternativ vielleicht als Bypass zur Stauvermeidung auf der A57 von Moers in die Region Neuss/Düsseldorf.

Zentrale Punkte aus diesem Gedanken stehen nun auch im Zielnetz aus der VRR-Zentrale in Gelsenkirchen – das bundesweit übrigens in seiner Planungstiefe ganz vorne ist. Es sieht auf der rechten Rheinseite die Reaktivierung der Walsumbahn in ihrer größten Ausbaustufe (Oberhausen-Walsum-Wesel) vor; ein größeres Zugangebot auf erweitertem Liniennetz auf den Gleisen zwischen Oberhausen über Dinslaken und Wesel bis Emmerich bzw. Bocholt. Auf der linken Rheinseite ist für die RB 31 (Xanten-Moers-Duisburg) ein Halbstundentakt geplant; ganz neue Linien ab Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn würden die Zugfolge ab Moers noch verdichten. Apropos Moers: Der rheinüberschreitende neue RE 32 von Oberhausen über Duisburg-Beeck bis Krefeld würde die Grafenstadt zum Bahnknotenpunkt machen mit Anschluss Richtung Xanten und Duisburg.

„Da macht es Spaß, zuzuhören“, unterstrich Frank Berger im Mobilitätsausschuss, „so sieht eine Verkehrswende konkret aus“. Einerseits. Andererseits: Die Pläne für die Zukunft zeigen in erschreckender Deutlichkeit, wie schlecht die Situation und wie große die Lücken heute sind. Außerdem: Die Verwirklichung wird viel Geld kosten. Kosten für Pflege und Ausbau des Bestandes (z.B. für den Halbstundentakt zwischen Moers und Xanten). Berger: „Da muss DB-Netz mit im Boot sein. Denn denen gehören die Strecken“.

Außerdem wird die schöne, neue Bahnwelt nicht von heute auf morgen entstehen. Aber: Das Projekt ist zwar „Zielnetz 2032-2040“ getauft. Doch es wird Zwischenschritte geben. Denn im Kreis Wesel geht es nicht um Rieseninvestitionen für ganz große Maßnahmen, bestätigten auch die VRR-Vertreter. Und dass hier Geld volkswirtschaftlich sinnvoll eingesetzt würde, zeigte die Wirtschaftlichkeitsanalyse für die Reaktivierung der Walsumbahn sogar in ihrer größten Ausbaustufe.

Aber es wird auch künftig Gebiete geben, die nicht von der Bahn erschlossen werden und trotzdem nicht abgehängt sind. Hier setzen Kreis Wesel und VRR auf einen Ausbau des Expressbus-Netzes, das Ende vorigen Jahres in Betrieb ging und gut angelaufen ist, erfuhr der Ausschuss für Mobilität und Verkehr jetzt. Linienwege für die zweite Ausbaustufe sind definiert, Fahrpläne startklar. Beispielsweise für neue Expressbusse zwischen Dinslaken, Hünxe, Schermbeck, Raesfeld und Borken; zwischen Wesel, Rheinberg und Moers; von Kevelaer über Sonsbeck und Xanten (ggf. bis Wesel); von Dinslaken über Oberhausen bis Bottrop; von Moers über Duisburg-Hamborn bis Oberhausen Sterkrade. Was machbar ist, werden letztlich die Zuschüsse aus der Landeskasse zeigen. Schon jetzt ist übrigens klar, dass der schnelle Busverkehr ein Gewinn für die Umwelt ist. Frank Berger: „Wir haben für den Kreis Wesel beschlossen, dass bis 2030 die Umstellung auf emissionsfreie Busse abgeschlossen ist. Es geht also in Siebenmeilen-Schritten voran“.