Können Busse von NIAG und BVR demnächst auch mit „Frittenfett“ fahren und damit das Klima schützen? Das möchte die CDU-Kreistagsfraktion von der Kreisverwaltung wissen – auch wenn ihre entsprechende Frage im „Ausschuss für Mobilität und Verkehr“ deutlich technokratischer klingt: Die Christdemokraten erkundigen sich nach Einsatzmöglichkeiten von HVO-Diesel in den Fahrzeugflotten von NIAG und BVR (Busverkehr Rheinland). Erdöl ist nämlich längst nicht mehr der einzige Stoff, um den sich alles dreht in der Mineralölindustrie. Die Produktion alternativer Kraftstoffe funktioniert inzwischen sowohl auf Basis von diversen Pflanzen (Raps, Rüben, Mais etc.) als auch von Holzresten, Gülle, Klärschlamm, Speiseabfällen – auch aus altem Frittierfett. Seit Ende Mai darf dieser „HVO-Diesel“ oder auch paraffinischer Diesel in deutschen Tankstellen verkauft werden.
Größter Vorteil dieser auf hydriertem Pflanzenöl basierenden Kraftstoffsorte ist es, dass bei HVO100 satte 90 Prozent weniger CO2-Emissionen produziert werden als bei Einsatz von fossilem Diesel. Und das ist sehr interessant für die Flottenplanung bei NIAG und BVR. Deren Busse sollen nämlich nach einem Kreistagsbeschluss von Ende 2021 bis 2030 CO2-frei über die Straßen in den Kreisen Wesel und Kleve rollen. Der Einsatz von Elektrobussen steht fest, ein erstes Kontingent von 40 Bussen wird gerade ausgeliefert, der Einsatz beginnt. Weitere Tranchen sollen folgen. Doch nun wackelt die Förderung dieser Investition aus Bundesmitteln. Ohne diese Zuschüsse aus Berlin ist das Projekt allerdings nicht so wie geplant durchzuführen.
Und nun? Müssen die Aktendeckel zugeklappt und die Pläne für den schadstofffreien Busverkehr von NIAG und BVR in die Ablage gepackt werden? Frank Berger, Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion und stellvertretender Vorsitzender des NIAG-Aufsichtsrates, plädiert für eine überlegte Planung: „Wir sollten in Ruhe und in aller Offenheit prüfen, wie wir unserem gemeinsamen Ziel sinnvollerweise näher kommen können“. In einem ersten Schritt wäre zu klären, ob sich HVO-Diesel als „Brückentechnologie“ eignet, durch die neben den demnächst rollenden Elektrobussen auch über die Bestandsflotte der Verkehrsunternehmen eine deutliche Reduzierung der CO2-Emissionen erreicht werden kann. Berger: „Aber vor einer solchen Entscheidung sind noch wichtige Fragen zu klären“. Beispielsweise ob und wenn ja dadurch Mehrkosten entstehen würden. Und als Kernfrage: Ist HVO überhaupt in den benötigten Mengen am Markt zu haben. „Als erstes möchten wir zu diesen Themen ein Stimmungsbild in Kreistag, Verwaltung und beim Verkehrsunternehmen gewinnen“.
Ungeachtet dessen will die CDU-Fraktion an dem Ziel festhalten, bis zum Jahr 2030 den NIAG-Verkehr emissionsfrei zu machen.
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