Dienstleistungszentrum Moers: Genossen liegen genial daneben

10.03.2019

Hand aufs Herz: Nutzen wir nicht alle Vorurteile, um die Welt um uns herum zu vereinfachen und die unzähligen Informationen zu filtern, die auf uns hereinstürmen? Jedenfalls geht doch wohl nichts über ein ordentliches Vorurteil, was den Charakter der politischen Konkurrenz betrifft. Beispielsweise dass „die Roten“ nicht mit Geld umgehen können. Oder zumindest ihre Schwierigkeiten mit Zahlen haben. Eines der Klischees, die anscheinend doch immer auch einen wahren Kern enthalten und sich manchmal sogar der Wirklichkeit annähern. Das erleben wir gerade im Kreis Wesel. Da lamentiert die SPD-Kreistagsfraktion über Terminpflicht und Annahmeschluss beim Dienstleistungszentrum in Moers und konstruiert zwischen den Zeilen einen Zusammenhang mit dem vor zwei Jahren gefasste Beschluss der CDU-geführten Kreistagskooperation, auf Öffnungszeiten an Samstagen zu verzichten. Dabei war doch gerade das zum frühestmöglichen Zeitpunkt die richtige Weichenstellung, um den Personaleinsatz nicht andauernd „auf Kante“ zu fahren. Denn wenn sich heute zeigt, dass das Personal im Dienstleistungszentrum nicht für den Normalbetrieb an fünf Arbeitstagen reicht – wie hätte es auch weiterhin an fünfeinhalb Tagen passen können? Nun gesteht also auch die Verwaltung kleinlaut ein, dass sie nicht einmal die reduzierten Öffnungszeiten wie gewohnt regeln kann.
Bemerkenswert ist allerdings, dass die SPD das Thema nur zum ungelenken Manöver in einem vorgezogenen Wahlkampf macht. Dabei hätte sie doch ihren kurzen Draht in die Chefetage des Kreises nutzen und bei ihrem Genossen Dr. Müller eine Lösung einfordern können. Denn der hat als Landrat doch das letzte Wort in Sachen Personaleinsatzplanung. Ihm stehen rund 1400 Mitarbeiter zur Verfügung – wenn er mit diesem Unterbau keine kundenfreundliche Besetzung des Dienstleistungszentrums organisieren kann, ist er offensichtlich nicht mehr Herr im eigenen Haus.
Dabei ist der Personalbestand der Kreisverwaltung seit 2016 wieder gestiegen, auch in diesem Jahr sind 38 Neueinstellungen geplant. Erstaunlicherweise plant Dr. Müller die neuen Stellen allerdings vorzugsweise in Bereichen ein, an deren Spitze Führungskräfte mit SPD-Parteibuch sitzen. Das Dienstleistungszentrum gehört nicht dazu.
Dank und Anerkennung der CDU-Fraktion gilt allerdings den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Dienstleistungszentrums Moers, die unter diesen schwierigen Vorzeichen ausgezeichnete Arbeit leisten und dabei auch meist Lösungen für Kunden finden können, die noch nichts von der Terminpflicht gehört haben und mit ihrem Anliegen spontan gekommen sind.