Mitte 2027 wird die Regionalbahn RB 31 das sein, was Fahrgäste zwischen Xanten und Duisburg zurzeit so schmerzlich vermissen: Das stabile Rückgrat des Nahverkehrs vom linksrheinischen Teil des Kreises Wesel hinein in die Region an Rhein und Ruhr. 92 Millionen Euro werden nun bei der Modernisierung der Strecke zwischen Rheinberg und Xanten in die Digitalisierung der Infrastruktur mit modernen Stellwerken und neuer Leit- und Sicherungstechnik fließen. Das Projekt wird damit rund neun Jahre früher in Angriff genommen als ursprünglich geplant.
Schon seit Jahren haben der Weseler Landrat Ingo Brohl (CDU) und die CDU-Fraktion im Kreistag die unhaltbaren Zustände im heutigen Betrieb des „Niederrheiners“ kritisiert und u.a. in den Gremien des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) Unterstützung gesucht. Nun also die Wende zum Besseren: Schon im Januar hat die Deutsche Bahn (DB) mit der Planung für die 20 Kilometer lange Strecke begonnen. Sie werden nach Bahn-Kalkulation voraussichtlich rund zwei Jahre benötigen. Daran schließt sich eine Bauzeit von etwa 18 Monaten an.
Auch die Finanzierung für das Projekt steht: Der Bund und die DB investieren rund 92 Millionen Euro. 7,5 Millionen Euro davon steuert das Land NRW als Fördermaßnahme im besonderen Landesinteresse bei. Diese Fördermittel stammen aus dem Budget des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR), der auch als Bewilligungsbehörde im Auftrag des Landes diese Mittel bewilligt. Baustart ist voraussichtlich 2025.
Wo heute noch Fahrdienstleiter und Fahrdienstleiterinnen den Zugverkehr aus den Stellwerken Rheinberg und Millingen nahezu mechanisch steuern, können diese künftig aus einem neuen digitalen Stellwerk quasi per Maus-Klick Fahrstraßen freigeben, Weichen stellen und Bahnübergänge bedienen. Herzstück wird ein rund 30 Kilometer langes Glasfaserkabel sein, über das der Datenfluss zwischen den Technikmodulen und allen Anlagen der Leit- und Sicherungstechnik läuft. Außerdem modernisiert die DB neun Bahnübergänge und passt weitere 15 Bahnübergänge an die neue Technik an.
Ingo Brohl (CDU), Landrat des Kreises Wesel, betont die Bedeutung der Investition in die Bahninfrastruktur zwischen Rheinberg und Xanten und unterstreicht: „Die Ertüchtigung dieser Strecke ist für den linksrheinischen Teil des Kreises Wesel zwischen Moers und Xanten wesentlich, damit die Mobilitätswende eine Chance hat, zu gelingen. Mit einer ertüchtigten Infrastruktur steigt auch die harte Währung der Mobilitätswende im ländlichen Raum, nämlich die Verlässlichkeit. Insofern freue ich mich sehr, dass es uns gemeinsam gelungen ist, diese große Investition so deutlich nach vorne zu ziehen und danke allen Mitstreitenden dafür sehr herzlich. Die Beschleunigung und auch die Höhe der Investition in die hiesige Mobilitätsinfrastruktur sind ein gutes Signal für die Menschen im Niederrhein Kreis Wesel“.
Gabriele Matz (CDU), Vorstandssprecherin des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr: „Wir freuen uns, heute eine aus Sicht des VRR wichtige Baumaßnahme anzustoßen. Seit langem entspricht die Infrastruktur auf dieser Strecke nicht mehr den modernen und baulichen Anforderungen eines funktionierenden SPNV. Im Rahmen einer gesamthaften Neuausrichtung auf den Strecken des Niederrhein-Münsterland-Netzes verfolgt der VRR gemeinsam mit dem Land NRW in den kommenden Jahren neben der Erneuerung der Stellwerkstechnik auch die Verlängerung und Erhöhung von Bahnsteigen und die Umstellung auf lokal emissionsfreie, klimaschonende Fahrzeuge.“
Frank Berger, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Kreistag Wesel und Mitglied des VRR-Verwaltungsrat, richtet den Blick hoffnungsvoll in die Zukunft und erinnert an das Projekt „Zielnetz 2040“ des Verkehrsverbundes Ruhr (VRR). Das sieht auch im Kreis Wesel einen Quantensprung im Angebot des Personennahverkehrs auf der Schiene vor. Berger: „Nur wenn man weiß, wohin man will, kann man sich auf den Weg zu diesem Ziel machen“. Zu mehr Fahrten, zu neuen Linien, zu ganz neuen Strecken.
Vieles von dem, was der Verkehrsverbund im „Zielnetz 2040“ detailliert ausgearbeitet hat, hatte die CDU-Fraktion im Kreis Wesel in den vergangenen Jahren bereits vorangetrieben oder sogar selbst auf die Tagesordnung geholt. Beispielsweise 2018, als über den VRR erfolgreich der Lokführermangel auf der RB 31 (Xanten-Moers-Duisburg), der Lebensader des Nahverkehrs im linksrheinischen Kreis-Teil, behoben wurde; beispielsweise mit dem Plädoyer für eine Verlängerung einer reaktivierten Walsumbahn als Gewinn für Voerde und die ganze Region; oder Anfang 2021 mit Vorschlägen für neue Linien von Moers parallel zur A42 über den Rhein bis Oberhausen, von Moers bis Krefeld, alternativ vielleicht als Bypass zur Stauvermeidung auf der A57 von Moers in die Region Neuss/Düsseldorf.
Zentrale Punkte aus diesem Gedanken stehen nun auch im Zielnetz aus der VRR-Zentrale in Gelsenkirchen. Auf der linken Rheinseite ist für die RB 31 (Xanten-Moers-Duisburg) ein Halbstundentakt geplant; ganz neue Linien ab Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn würden die Zugfolge ab Moers noch verdichten. Apropos Moers: Der rheinüberschreitende neue RE 32 von Oberhausen über Duisburg-Beeck bis Krefeld würde die Grafenstadt zum Bahnknotenpunkt machen mit Anschluss Richtung Xanten und Duisburg.
Die Pläne für die Zukunft zeigen allerdings in erschreckender Deutlichkeit, wie schlecht die Situation und wie große die Lücken heute sind. Außerdem: Die Verwirklichung wird viel Geld kosten. Kosten für Pflege und Ausbau des Bestandes, beispielsweise für den Halbstundentakt zwischen Moers und Xanten. Stichwort: zweigleisiger Ausbau, zumindest weitere Überhol-Möglichkeiten. Berger: „Das wird nicht von heute auf morgen gehen. Da muss auch DB-Netz mit im Boot sein. Denn denen gehören die Strecken“.
Über die nun begonnene Strecken-Modernisierung zwischen Rheinberg und Xanten hinaus ist die Liste berechtigter Wünsche also lang.
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